30 Jahre Radio MK

30 Jahre Radio MK - das ist zwar streng genommen kein „echtes Jubiläum“, aber ein runder Geburtstag, der nicht weniger beachtenswert ist. Drei Jahrzehnte Nachrichten aus der Region und aller Welt, Information, Unterhaltung, Service und mehr und das alles aus dem Märkischen Kreis für den Märkischen Kreis – das ist Anlass genug für Chefredakteur Holger Jahnke, zurück zu blicken. Und natürlich auch nach vorn. Denn: So rasant wie sich die Medienlandschaft in der jüngsten Vergangenheit entwickelte, so spannend ist ihre Zukunft. Herr Jahnke, wenn Sie in ihre eigene Kindheit blicken: Wie haben Sie früher Radio wahrgenommen? Lief bei Ihnen zu- hause den ganzen Tag ein Sender oder wurde der Apparat ganz bewusst und nur zu bestimmten Zeiten eingeschaltet? Meine Kindheit fand ja noch in der analogen Welt statt. Radio war dabei natürlich fester Bestandteil des Tages. Wenn ich als Kind morgens runter in die Küche kam, um mich für die Schule fertig zu machen, saß mein Vater am Küchentisch und las Zeitung, im Hintergrund lief NDR 2 (ich bin ja in Niedersachsen aufgewachsen). Immer wenn die Nachrichten kamen, mussten wir Kinder ruhig sein. Am Wochenende lief dann die Bundesligakonferenz im Radio rauf und runter - egal, ob im Haus, in der Badewanne, auf der Terrasse oder im Garten. Der Empfänger war immer mit dabei. Das Radio war ja damals sozusagen schon das erste mobile Endgerät der Welt... Als ich älter wurde, gab es die ersten Privatsender im Radio. FFN wurde mit dem Frühstyxradio (ja, das schreibt man so!) ein fester Be- standteil meines Radiokonsums. Drei Stunden großartige Comedy und Unterhaltung jeden Sonntag. Das war Kult! Umso schöner war es dann für mich, 2008 selbst beruf- lich bei FFN in Hannover anzuheuern. Heute höre ich wie viele andere Menschen meistens im Auto. Das bewusste Einschalten ist wegen des großen Medienangebotes we- niger geworden – findet aber trotzdem noch statt. Radio MK mache ich zum Beispiel immer ganz bewusst an :) Sie sind Radiomacher aus Profession und Überzeu- gung. Welche Bedeutung hat der Hörfunk für Sie heute ganz persönlich und welchen Stellenwert ord- nen Sie Radio MK aktuell in der Region zu? Wenn es Radio nicht gäbe, man müsste es erfinden. Die Kombination aus Musik und Unterhaltung einerseits und Nachrichten und Infos andererseits ist für mich nach wie vor perfekt. Insbesondere die Kombination Auto + Radio wird noch sehr lange unschlagbar sein, auch in der digitalisierten Welt. Das ist der Charme des Nebenbei-Mediums. Stellen Sie sich mal eine typische Situation am Morgen vor: Eine Mutter oder ein Vater wacht auf, duscht, zieht sich an, bereitet Frühstück für die Kinder vor und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Alles muss schnell gehen, alles ist Routine. Nebenbei läuft Radio MK – und wir sagen den Leuten dort, wie das Wetter wird, wo die Verkehrsstaus und Blitzer warten und was in der Welt und um die Ecke vor der eigenen Haustür passiert ist. Alles nebenbei, alles charmant und gut gelaunt. Unser Hörer muss nichts tun, außer auf den On- Knopf des Radios drücken – und dann liefern wir frei Haus, und das auch noch kostenlos und ohne Abo (denn die Rund- funkgebühren werden übrigens nur für öffentlich-rechtliche Sender, nicht für das Privatradio gezahlt). Toll, oder?! Radio MK speziell gesehen ist das einzige kreisweite Medium im Märkischen Kreis. Wir verbinden den Kreis und sorgen hier für ein „Wir-Gefühl“. Wie relevant wir für die Menschen sind, zeigt ein einfaches Gedankenspiel: Wie oft würden die Kommunen und Menschen aus dem Märkischen Kreis mit ihren Themen denn wohl im Radio vorkommen, wenn es uns nicht mehr gäbe? Die öffentlich- rechtlichen Sender des WDR sind doch eher an den großen Zentren in NRW wie Köln oder Düsseldorf interessiert und nicht am Sauerland und dem Märkischen Kreis. Wir hingegen tragen das „MK“ bereits im Sendernamen. Wir sind als Lokalsender echter, authentischer und näher dran als die großen Stationen. Oder haben Sie schon mal den „Onkel Willi vom Sternplatz in Lüdenscheid“ als Wettermarke bei WDR 2 gehört? Ich auch nicht… Das Radio als ein Nachrichtendienst, der schnell auf neue Ereignisse reagieren kann, hat mit dem Inter- net eine starke Konkurrenz bekommen. Wie reagiert Radio MK auf den Einfluss der „neuen Medien“? Wir sind nicht mehr die einzigen in der Medienwelt, die ohne großen Aufwand live informieren können. Es gibt inzwischen Live-Ticker, Echtzeit-Videos etc. Unsere Antwort darauf ist, dass wir auch das gute alte UKW-Radio ins Internet verlängern. Auch wir sind längst digital geworden. Das fängt an bei der Erreichbarkeit unserer Hörer: Längst sind wir mit der Radio MK-App auf den Smartphones unserer Hörer zu finden. Dorthin pushen wir z.B. wichtige Meldungen aus dem Lokalen. Wir bieten Webchannels mit unterschiedli- chen Musikfarben von Schlager bis Rock. Wir stellen alle Nachrichten auf unsere Homepage www.radiomk.de und sind so auch im Netz präsent. Letztendlich nutzen wir natürlich auch die sozialen Medien. Jede lokale Nachricht wird bei uns zum Beispiel über unsere Homepage in Facebook und Twitter gepostet. Letztendlich ist es doch so: Wir müssen mit unseren Inhalten dort hingehen, wo unsere Hörer sind. Und wenn jemand z. B. unser Radioprogramm nicht hören kann, weil er z. B. gerade bei der Arbeit ist, erreicht ihn aber vielleicht die Push-Nachricht über unsere App oder die Meldung per Facebook auf seinem Handy. „Hörer“ sind inzwischen aus unserer Sicht „User“ geworden. Darum ist es wichtig, die Distribution – also die Verteilung – unserer Inhalte nicht mehr nur analog zu denken. Radiojournalismus heißt 2020 eben auch: Internet, Social Media – UND UKW. Das spannende ist die Verzahnung dieser Ausspielwege. Was sind für Sie die wichtigsten Elemente des Radios: Nach- richten, Musik, Unterhaltung oder ein ausgewogenes Zu- sammenspiel von allem? Und – wenn Sie mal das Berufliche beiseite lassen – was davon hören Sie im Radio am liebsten? Die wichtigsten Elemente des Radios sind und bleiben grundsätzlich Unterhaltung und Information. Das schöne ist aber doch, dass man als Hörer oder User in der digitalen Welt je nach Stimmungs- lage auswählen kann, was man gerade hören will. Ich fahre z.B. viel Auto. Nach einem langen Arbeitstag brauche ich dann auch mal Ruhe vor den Nachrichten, Analysen und journalistischen Einordnungen dieser Welt. Darum stelle ich gerne unseren Rockstream ein. Nur Musik, kein „Gequatsche“. Am nächsten Morgen höre ich dann aber definitiv wieder Radio MK auf UKW, weil ich ein Nachrichten-Junkie bin. Ich will wissen, was gerade im MK, in Deutschland und der Welt passiert ist. Das bekomme ich bei uns geliefert. Wenn ich manchmal abends von Terminen komme, höre ich gerne auch Talk-Radio. Sie wissen gar nicht, wie entspannend es sein kann, mal einer halben Stunde einem Feature zum Thema Radreisen in Frankreich zu lauschen :) Seit fünf Jahren ist Radio MK am Standort Poth 1 in einer repräsentativen Villa mitten im Herzen Iserlohns zuhause. Aber längst nicht alles, was über den Sender läuft, kommt von dort. Wie ist Radio MK strukturiert? Grundsätzlich senden wir unter der Woche von Iser- lohn aus, von fünf Uhr morgens bis 18 Uhr abends. Dazu kommen wechselnde Musikstrecken, wie unsere DJ-Sendung mit Musik von DJ Enrico Ostendorf, un- sere einstündige Spotify-Playlist. Zusammengefasst also: dreizehn Sendestunden lokale Sendezeit + 1. An den Wochenenden laufen Sendungen am Vormittag sowie unsere Sondersendungen „Jobzeit“ und die Sportsendung „Arena“. Das restliche Programm kommt von unserem Rahmenpro- gramm-Anbieter Radio NRW aus Oberhausen. Radio NRW übernimmt seit 30 Jahren die Sendestrecken, die Radio MK nicht selbst bespielt – also vor allem spätabends und nachts. Auch die Weltnachrichten kommen aus Oberhausen. Das ist bei allen NRW-Lokalradios so gelöst. Von den 44 Lokalstationen in NRW gehören wir zu denjenigen, die viel Wert auf eigenes, lokales Programm aus dem MK legen. Darum senden wir z. B. auch zu weniger hochfrequentierten Radiozeiten wie dem Vormittag selbst – und zwar live aus Iserlohn. Dennoch bleibt Radio MK der Heimatsen- der für die Region Märkischer Kreis. Wo se- hen Sie Radio MK an seinem 50.Geburtstag? Ich hoffe sehr, dass wir auch in 20 Jahren noch da sein werden. Wahrscheinlich werden wir dann noch viel stärker als jetzt im Digitalen zu finden sein. Vielleicht ist unser bisheriger Hauptkanal – UKW – dann nur noch eine von vielen Ausspielmöglichkeiten. Vielleicht senden wir auf DAB+ für das gesamte Sauerland und Teile des Ruhrgebietes. Vielleicht gibt es unsere Inhalte zu den Ereignissen aus dem MK dann „on demand“ hörer- gerecht portioniert für das Smartphone, die Smart-Brille oder den Chip fürs Ohr. All das weiß ich nicht. Nie- mand kann das wirklich wissen. Was ich aber hoffe, ist, dass gute und journalistisch auf- bereitete Information und Unterhaltung weiterhin im Lokalen existiert und nachgefragt ist. Denn auch wenn die Menschen dank der Technik immer mehr global im Digitalen handeln – sie wohnen und leben nun mal hier vor Ort. Im Märkischen Kreis. Und dazu gehört dann hoffentlich auch weiterhin Radio MK. 4 Corinna Bunte „Wenn es Radio nicht gäbe, man müsste es erfinden“ Chefredakteur Holger Jahnke über das für ihn perfekte Medium Zur Person: Holger Jahnke Jahrgang 1978 Chefredakteur von Radio MK seit Februar 2011 Zuvor (hauptberuflich): FFN, Hannover Radio Aachen, Aachen Radio RST, Rheine Holger Jahnke ist Angestellter der Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Märkischen Kreis e.V. Er leitet die Redaktion von Radio MK. Er ist somit programmverantwort- lich im Sinne des Presserechts. Er verantwortet die Senderstra- tegie. Zu seinen Aufgaben zählen Personaleinsatz und -führung sowie die Ausbildung von Volontären. Als Chefredakteur ist er außerdem Schnittstelle zwischen Redaktion, Verkauf und Marketing. Jahnke ist Mitglied im KJU Klub Junger Unternehmer (aka Wirt- schaftsjunioren) in Iserlohn und im Verein der Chefredakteure (VdC) in NRW. Er leitete drei Jahre lang den Fachausschuss 3 des Verbandes lokaler Rundfunk (VlR), der sich unter anderem mit Online-Themen beschäftigt hat. 16 17

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